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Das Hugenottenkreuz

.... unser völlig profanes Erkennungszeichen

 

La croix hugenote wird seit der Aufhebung des Edikt von Nantes (1685), wodurch viele Hugenotten in die Illegalität oder zur Flucht getrieben wurden, von reformierten Christen getragen.

Über seine Entstehung berichtet erstmals Abbé Valette, in seiner Schrift "Der Aufruhr in den Cevennen". Hiernach hat der Goldschmied Maystre in Nîmes das Kreuz um 1688 entworfen und hergestellt.

Offensichtlich nahm Maystre das Malteserkreuz als Vorlage für seinen Entwurf.

Zunächst diente das Kreuz als Erkennungszeichen der Reformierten im Languedoc, im Süden Frankreichs.

 

Im Laufe der Zeit wurde die Form des Hugenottenkreuzes abgewandelt.

Die heute dominierende Form zeigt die vier offenen Winkel zwischen den Schenkeln des Malteserkreuzes, geschmückt mit den französischen Lilien. Deren untere Hälfte ist derart gestutzt, daß ein Rund im Kreuz gebildet wird. Die acht Enden der eingewinkelten Dreiecksschenkel sind mit Kreisen besetzt. Das Kreuz trägt an einem Ring eine Taube.

Die Kreise an den Schenkeln wurden als Hinweis auf die acht Seligpreisungen nach Matthäus 5, 3-10 gedeutet.

Die bewegliche, mit ausgebreiteten Flügeln herabkommende Taube weist auf den Heiligen Geist hin.

Die vier Lilien stehen einmal für Frankreich und gelten ferner als Zeichen der Reinheit und besonderen Nähe Gottes (s. Mat.6, 28-33). Ihre jeweils 3 Blütenblätter sollen die 12 Stämme Israels und die 12 Apostel assoziieren. Die vier Schenkel des Kreuzes verweisen auf die viel Evangelien. Die Herzform, die sie mit den Lilien bilden stehen für Treue und erinnern an das Wappen von Johannes Calvin , den französischen Reformator.

 

Eine - unbestätigte - romantische Deutung berichtet von vier junge Hugenotten in den Cevennen, die verheiratet werden sollten. Da tauchten die gefürchteten katholischen Dragoner des Königs auf. Die Brautpaare wurden gefangen genommen und vor die Wahl gestellt, ihren protestantischen Glauben zu widerrufen oder auf dem Scheiterhaufen zu sterben. Sie widerriefen nicht. Während sie brannten sangen sie Psalmen.

Wichtig zu wissen ist, daß das Hugenottenkreuz keinen rituellen oder spirituellen Wert hat und in Gottesdiensten keine Rolle spielt. Es galt und gilt lediglich als Erkennungszeichen.

Heute wird es gern zu besonderen Gemeindefesten verschenkt, als Erinnerung an glaubensstarke Vorfahren und als Zeichen reformierten Bekennens.

 

Hierzulande fand das Hugenottenkreuz spät Einzug. Erst Ende der zwanziger Jahre des 20. Jh. gelangte es durch Joseph Chambon , den damaligen Pastor unserer Gemeinde, nach Deutschland. Er zeigte Lichtbilder von einer Reise durch Frankreich, darunter auch Bilder des dort getragenen Kreuzes. Das gefiel so, daß der Wunsch erwachte, es auch hier einzuführen. So stellte dann die Firma Godet derartige Kreuze her.

 

 

Das Hugenottenkreuz - ein reformiertes Symbol

Eine Meditation zum Hugenottenkreuz

 

 

 

Das Hugenottenkreuz - ein reformiertes Symbol

 

Das Jahr 1685 war ein schwarzes Jahr in der Geschichte des französischen Protestantismus. Mit dem Edikt von Nantes hob König Ludwig XIV. alle politischen, bürgerlichen und religiösen Rechte der Hugenotten auf. Mittels brutaler Militäreinsätze wurden viele Protestanten "bekehrt", aber gerade aus den gebildeten Schichten flohen die Protestanten zu Hunderttausenden ins Ausland. Mit ihnen verbreitete sich auch ihr spezifischer Schmuck über große Teile Europas und war bald nicht mehr nur das Erkennungszeichen der französischen Hugenotten, sondern das reformierte Symbol überhaupt: das Hugenottenkreuz.

 

Wann und wo dieser Schmuck entstanden ist, liegt im Dunkel einer bewegten und leidvollen Geschichte. Einer Legende zufolge wurde ein katholischer Künstler einige Jahre nach der Aufhebung des Edikts von Nantes in Lyon Zeuge des Verhörs und der Hinrichtung von vier reformierten Pfarrern. Beeindruckt durch ihre Standhaftigkeit und Glaubenstreue, begann er sich mit dem hugenottischen Gedankengut auseinanderzusetzen, konnte für die Reformation gewonnen werden und entwarf unter dem Eindruck der Geschehnisse von Lyon und seiner neu gewonnenen religiösen Erkenntnisse das Hugenottenkreuz in seiner Urform:

Vier doppelte Flammen, die von einem gemeinsamen Mittelpunkt (Christus) ausgehen und eine Art Malteserkreuz bilden. Die Kreuzesarme sind durch eine Krone verbunden, und um dem Ganzen ein wenig Eleganz zu geben, wurden die Spitzen des Kreuzes mit "Perlen" verziert.

 

Verbürgt ist allerdings nur der Name des Goldschmiedes Maistre aus Nîmes, der immer wieder in den Quellen mit dem Entwurf oder zumindest mit der Herstellung des Hugenottenkreuzes in Verbindung gebracht wird.

Sicher ist auch, dass um das Jahr 1688 das Hugenottenkreuz bereits bekannt und auch verbreitet war, bald auch in verschiedenen Variationen. Ziemlich bald nach seinem Entstehen in der bereits genannten Urform wurde das Hugenottenkreuz durch einen Anhänger erweitert. Es stellt dieser Anhänger entweder eine Taube oder einen tropfenförmigen Gegenstand, auch "Träne" genannt, dar. Der Ausdruck "Träne" lässt an die Situation der Verfolgung der Reformierten in Frankreich denken und wird auch dahingehend gedeutet. Allerdings handelt es sich bei der "Träne" um einen relativ neuen Fachausdruck, so dass er für die Interpretation dieser doch recht frühen Form des Kreuzes nicht zulässig zu sein scheint.

Eine andere Deutung spricht davon, dass es sich bei dem tropfen- oder birnenförmigen Anhänger um einen Gegenstand handelt, der in Südfrankreich, wo das Hugenottenkreuz ja entstanden sein dürfte, als tisson ("Stössel") bezeichnet wurde. Dieser Stössel wurde zum Vermahlen von Salz in einem Mörser verwendet.

Man kann also den Anhänger so interpretieren, dass man sagt:  die Reformation ist in Frankreich zerstoßen worden wie das Salz in seiner Schale, aber dennoch hat sie ihren Geschmack, ihre Würze nicht verloren.

 

Und noch eine dritte Art der Interpretation ist bekannt. In einigen Quellen wird der Tropfen auch als "Feuerzunge" gedeutet. Damit wird ein Zusammenhang hergestellt mit der Herabkunft des heiligen Geistes auf die Apostel während des Pfingstwunders (Apg. 2, 3). Die "Feuerzunge" findet ein ziemlich genaues Pendant in der zweiten Form von Anhängern an Hugenottenkreuzen, nämlich in der Taube. Auch sie ist Sinnbild für die Herabkunft des Geistes und in Anlehnung an das Taufevangelium Jesu (Mk. 1, 9-11) wird sie als das Symbol des Gottesgeistes schlechthin bezeichnet. Viele französische Reformierte nannten ihr Kreuz auch einfach nur Saint Esprit (Heiliger Geist).

Das Hugenottenkreuz entwickelte sich bald zu einem Zeichen der Zugehörigkeit zur Reformierten Kirche.

 

Hier sei allerdings erwähnt, dass auf katholischer Seite das lateinische Kreuz dieselbe Funktion erfüllte. So geht aus einer Trauungsvorschrift aus dem Jahr 1739 hervor, dass alle zum Katholizismus Neubekehrten ihr Hugenottenkreuz einem Juwelier verkaufen mussten, dieser Verkauf bestätigt wurde und der oder die Betreffende vier Monate vor der Hochzeit ein lateinisches Kreuz zu tragen hatte. Dies wurde von den Hugenotten hauptsächlich deshalb abgelehnt, weil "man dem Kreuz Verdienste und Tugenden zuschreibt, die allein dem Gekreuzigten gehören" (G. Farel).

 

Als sich das Hugenottenkreuz bedingt durch die Emigration der französischen Reformierten auch im übrigen Europa ausbreitete, fand es eine spontane Aufnahme in den protestantischen Kirchen und wurde so zu einem sehr beliebten Schmuckstück, wird aber auch zum Beispiel auf Münzen immer wieder dargestellt. So auch auf jener Gedenkmünze, die anlässlich des 200jährigen Jubiläums des Toleranzpatents von Joseph II. im Jahr 1984 von der Reformierten Stadtkirche Wien herausgebracht wurde.

 

aus: typisch evangelisch reformiert

www.reformiertestadtkirche.at

 

 

 

Das Hugenottenkreuz, ein Schmuck für französische Protestanten

 

Vielleicht haben sie es auch schon mal jemanden als Schmuck tragen sehen: Das Hugenottenkreuz.

Viele aber wissen wenig darüber, und deshalb bin ich der Sache mal nachgegangen.

 

Schauen wir es genauer an:

Wir entdecken ein Grundkreuz, das Malteserkreuz aus dem Johanniterorden. Mit Tupfen, Perlen an den Enden ist es schön abgerundet. Auf dem Untergrund sehen wir eine Lilienkrone. Und schliesslich verfügt es meistens oben über eine Vorrichtung zum Anhängen, und unten über eine Taube, das Zeichen des Heiligen Geistes.

Es ist ein verträumtes, ja verspieltes Kreuz! Aber es zeigt sehr schön, wie sich der Glaube in alle Himmelsrichtungen fortbewegt, wie Kirche dynamisch zu sein hat, und wie der Glaube an den Gekreuzigt-Auferstandenen fruchtbar wird, wie er blüht wie die Lilien auf dem Felde, und wie Gott die Seinen mit der Schönheit der Perlen versieht! In allem aber braucht es den rechten Geist, die richtige Kraft dazu, wie es die Taube andeutet, den Heiligen Geist!

 

Als biblische Anklänge hören wir die Worte Jesu aus der Bergpredigt: "Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht und spinnen nicht; ich sage euch aber, dass auch Salomo in all seiner Pracht nicht gekleidet war wie eine von diesen." (Matthäus 6,28-29)

Oder das Gleichnis von der Perle: "Wiederum ist das Reich der Himmel gleich einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er aber eine kostbare Perle gefunden hatte, ging er hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie." (Matthäus 13,45-46)

Und aus dem Buch der Offenbarung (21,21) ein Bild für die himmlische Stadt, deren "zwölf Tore zwölf Perlen waren, je eins der Tore bestand aus einer einzigen Perle."

 

Ein sehr schönes Kreuz also, das Hugenottenkreuz, ein Schmuck für die Glaubensrichtung der französischen Protestanten, ein starkes eigenes Zeichen!

Das Kreuz bliebe ein Schmuck, ein unverbindliches Schmuckstück, wenn nicht Leben daran hinge. Und am Hugenottenkreuz hängt tatsächlich viel gelebter Glaube. Dieses Kreuz bekommt Gewicht durch das grosse Leid, das damit verbunden ist.

Die Hugenotten wurden wie kaum eine zweite reformierte Glaubensgemeinschaft verfolgt, besonders seit der Aufhebung des Ediktes von Nantes um 1685 im Zuge der Gegenreformation.

Trotz Auswanderungsverbot flohen viele Gläubige aus Frankreich nach Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden und nach England. Darum gibt es auch heute noch etwa in St.Gallen, Winterthur und Zürich die Église française.

Viele Hugenotten liessen für ihren Glauben und die Glaubensfreiheit alles andere. Viele standen vor der Wahl: Unterwerfung unter eine Ideologie, ein ihrer Überzeugung entgegengesetztes System, oder Exil, Elend, Torturen, Tod. Sie haben sich für ihre Überzeugung entschieden, für das Leiden, für den Weg mit Jesus Christus, für das Leben!

Das hat ihrem Kreuz eine andere Bedeutung verliehen. Schauen wir es nochmals an:

Die Lilienkrone wurde zur Dornenkrone. Die Tupfen, Perlen an den Kreuzenden wurden zu den Tränen, die sie vergossen haben ...

Aus dem verspielten Kreuz wurde ein ernstes Kreuz. Der Kampf für die Freiheit ist immer ernst. Denn Freiheit, auch Glaubensfreiheit, ist nie selbstverständlich, auch bei uns und heute nicht ...

 

So ist heute das Hugenottenkreuz eine Herausforderung an alle Christen:

Würden wir für unseren Glauben alles lassen?

Sind wir so überzeugt, dass er unser wahres Leben ist, dass wir dafür Leiden auf uns nehmen würden?

Oder ist der Glaube für uns ein Luxus, den wir uns vielleicht gerade noch leisten, wenn er uns etwas Sicherheit bietet, aber wenig Engagement und Bekenntnis abverlangt?

Dann wäre er wie ein Teig, der nicht aufgeht.

 

Glaube will unser ganzes Herz und unseren ganzen Verstand und alle Kraft. Er wird dies nur erhalten, wenn wir geisterfüllt sind, ja wenn der Geist Gottes in uns wohnt! Dann nur sind wir bereit, für den Glauben das Leben zu lassen, um es unvergänglich wieder zu erhalten.

"Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr ans Holz gehängt und umgebracht habt." Diese Worte rief Petrus dem Hohen Rat zu (Apg. 5,29-30).

Wir erhalten die Kraft dazu, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen und uns am Bekenntnis, an der Verkündigung und der tätigen Liebe nicht hindern zu lassen, wenn wir vom Geist des Herrn erfüllt sind. Und es macht uns frei und glücklich, denn wir dürfen unseren Weg zu Gott gehen, unseren Weg zu Gott!

Amen.

Eine Predigt von Pfr. Jakob Vetsch zu Apg. 5,29-30

gehalten am 23. Juni 2002 in Zürich-Matthäus

www.christentum.ch

 

 

 

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