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Glauben und Wissen

..... denn, wer glaubt, denkt weiter

 

Wem glaube ich? - Jemandem der sich als vertrauenswürdig erwiesen hat.

Warum glaube ich? - Weil mit mir etwas passierte, worauf ich mich verlasse und große Hoffnungen setze.

Was glaube ich? - Was ich glaubwürdig weiß, was sinnvoll für mich ist.

Wie glaube ich? - Wie ich lebe.

Wozu glaube ich? - Um erfüllt mit anderen zu leben.

 

Glauben und Wissen hängen - genauer bedacht - viel enger zusammen, als oft angenommen oder vorgegeben wird. Sie sind untrennbar. Wer versucht, sie zu entzweien, wird am Ende das eine so wenig redlich tun wie das andere und wird Fehler begehen, sachliche wie menschliche.

Glauben und Wissen fordern heraus. Das fördert (Lebens-)Wichtiges, Schönes und Interessantes zutage. Glauben und Wissen führen zu Erkenntnis - gemeinsam zu besonderer Erkenntnis, zu Klugheit.

Gott, wie ihn die Bibel zur Sprache bringt, will Menschen, die nach besonderer Erkenntnis trachten, die klug sind. Dazu schrieb Paulus in seinem 1. Brief an die

Thessalonicher: Prüfet aber alles, das Gute haltet fest.

 

Um zu glauben muß ich vertrauen - einer Person, einer Erscheinung, einer Konstruktion .... .

Vertrauenswürdigkeit kann auch wissenschaftlich diskutiert werden, beispielsweise die Vertrauenswürdigkeit der Bibel, mindestens die ihrer Geschichte.

Für die Verläßlichkeit meines Wissen ist in aller Regel entscheidend, wie glaubwürdig die Quelle ist, aus der ich mein Wissen beziehe, also zumeist, wie glaubwürdig der/die ist der/die mir Wissen mitteilt. Auch Wissen hat eben sehr viel mit Vertrauen zu tun. - Wer lernen will muß glauben, wußte bereits Aristoteles, und auch wer Gott zurückweist, glaubt nur, daß Gott sich nicht für ihn interessiert. - Wir suchen Gewißheit, die es streng genommen nicht geben kann, da es immer nur Menschen geben kann, die ihrer Sache gewiß sind. Besser wäre daher, von Wahrhaftigkeit zu sprechen. Die hat einen Wert für das eigene Verhalten ("Ich will vor mir und möglichst auch vor anderen nur zum Ausdruck bringen, was ich für wahr halte"). Ob das, was ich wahrhaftig sage und lebe, für andere wahr ist, das ist eine nächste Frage. Zudem weiß ich schon mit geringer Lebenserfahrung, wie leicht ich irre.

 

Die Bibel ist für christliches Glauben grundlegend

Protestanten halten die Bibel für die glaubwürdige Quelle für ihr Wissen über Gott und seinen Willen, weil vertrauenswürdige Personen das versichern oder weil ich erlebe, daß mich und meine Nächsten die recht gedeutete und praktizierte Bibel besser leben läßt.

Zu glauben bedeutet ganz wesentlich auch, den Fähigkeiten einer Person zu vertrauen und Sicherheit daraus zu gewinnen. Mit purem Wissen kommt niemand da sehr weit. - Christen vertrauen Christus.

Mit der Bibel und durch Jesus Christus - hier setzen Erfahrung und Glauben ein - kommt Gott zur Sprache und will verstanden werden. Die Bibel ist der überlieferte Ort seines Redens und Tuns. Um den Zusagen der Propheten, von Jesus und Gott glauben zu können, um sie als vertrauenswürdig zu erleben, muß ich wissen, was da geschrieben steht und muß im Austausch mit anderen lernen, was jene Zusagen und Ansprüche für uns praktisch bedeuten, damit ich Erfahrungen mit der Bibel sammeln kann.

Protestanten hoffen, glauben und erfahren, ja, wissen, daß Gott biblische Texte für jede/n einzeln lebendig werden läßt. Er wendet sich heute in Worten an uns, die in einem historischen Moment festgehalten wurden und die uns doch immer wieder zu erreichen und zu verändern vermögen. Dabei geht es nie darum, einfach nur hinzunehmen, vielmehr darum, nachzudenken, nachzuempfinden und nachzuleben.

 

Das Wissen

Als reinste Form des Wissens gilt das wissenschaftlich abgeleitete. Wissenschaft basiert weithin auf akzeptierten Methoden, mit denen versucht wird, das Was und Wie von Zusammenhängen zu klären. Zumeist geschieht das so, daß Fragen eingegrenzt und möglichst allgemein formuliert werden. Beabsichtigt wird damit, Erscheinungen so weit es geht quantitativ und reproduzierbar zu erfassen.

Fast jede Wissenschaft fußt, möglichst unabhängig von den forschenden Personen, auf Verallgemeinerung, Versuch und Wiederholbarkeit.

Beabsichtigt ist, Ursachen aufzudecken und Systematik zu analysieren, um Theorien/Wissen zu formulieren. Diese neuen oder erweiterten Theorien werden zu bekannten Fakten und bestehenden Theorien in Beziehung gesetzt und bewertet. Jede Wissenschaft bildet also Teilbereiche der Welt in einer speziellen Sichtweise ab.

Wissen relativiert sich - wie Glauben - vielfach, z.B. durch die Fragestellung unter der es abgeleitet wurde, oder durch die Subjektivität desjenigen der Wissen erwirbt oder vermittelt, aber mehr noch durch jede Wertung und Wichtung von Wissen. Schließlich relativiert sich Wissen selbst, denn jedes hinreichend mächtige formale System ist entweder widersprüchlich oder unvollständig, wie Kurt Gödel bewies. D.h., in einer beliebigen formalen Theorie gibt es immer mindestens eine Aussage, die sich innerhalb der Theorie nicht beweisen läßt. Wissen ist also nur eingeschränkt zum Beweis seiner Widerspruchsfreiheit verwendbar, weil es unvollständig oder widersprüchlich ist.

 

Wissenschaft definiert sich seit der Aufklärung auch dadurch, daß Gott nicht Teil einer ihrer Theorien oder eine ihrer Deutungen sein darf. Das ist angemessen, denn Gott, der nur unteilbar zu denken ist, wäre nicht Gott, sondern ein Objekt, wenn er sich durch Methoden auch nur skizzieren, in Versuchen vorführen und durch Wiederholbarkeit beweisen ließe.

Das hat gerade Christen nicht gehindert, verschiedenste Teilbereiche der Welt auch wissenschaftlich abzubilden.

Wissen gibt es letztlich nicht anders als in unseren Köpfen, als kommunizierbare Abbildungen von dem was uns umgibt, wer wir sind, was war und was womöglich sein wird.

 

Das Glauben

Glauben setzt voraus, daß Gott sich offenbart und ich mich dafür interessiere, daß er zu mir in Beziehung getreten ist und mir glaubhaft hilft, Fragen zu klären, die häufig mit Warum, oder mehr noch, mit Wozu beginnen. Zu glauben setzt weiter voraus, daß Gott handelt, daß er seine Antworten wahr werden läßt und Einfluß auf mein Leben nimmt. Glauben fußt auf Fragen an Gott, Lernen aus der Bibel, auf Hören und Tun, aber nicht zuletzt, auch auf Wissen, denn je mehr ich weiß, desto gewisser glauben ich. Und zu recht darf gefragt werden:  Wieviel Wissen braucht es, um zu glauben ?

Versuche, Geglaubtes zu testen, gelten als Versuchung Gottes.

Verallgemeinerungen von Geglaubtem sind von geringerer Bedeutung als Konkretisierungen davon. Eine häufig benannte Glaubenserfahrung ist, daß Gott unter Ansehung der Person und konkreter Umstände originell anspricht, überrascht und glauben läßt.

Wiederholbarkeit ist kein Kriterium für Gottvertrauen.

Das führt aber nicht - in einem Verzweifelungsakt gescheiterter Vernunft - dazu, im Glauben eine verborgene Wirklichkeit für wahr zu halten und religiösem Irrationalismus zu verfallen. Im Glauben wird Vernunft zwar relativiert, doch hoch geschätzt, geht es doch im Glauben auch um vernünftige lebensfördernde Erkenntnis der - aufs Ganze gesehen -  Unbegreiflichkeit Gottes.

Zur Welt - sogar als ganze (bekannt und unbekannt) - kann ich auch mit der Voraussetzung, daß sie Schöpfung Gottes ist, in Beziehung treten und mich dann als Gottes Gegenüber erleben − als sein freies, vernünftiges, ihm verantwortliches Geschöpf, das sehr wohl wissenschaftlich tätig sein kann.

Warum sollten Naturgesetze nicht auch als eine wissenschaftliche Beschreibung von Gottes normalem Handeln verstanden werden, die seine Treue bezeugen, nicht seine Abwesenheit ?

Ludwig Wittgenstein schrieb treffend Der ganzen modernen Weltanschauung liegt die Täuschung zugrunde, daß die sogenannten Naturgesetze die Erklärungen der Naturerscheinungen seien.

Glauben kann Einfluß auf die Deutung wissenschaftlicher Erkenntnisse haben und neue wissenschaftliche Fragen aufwerfen. Zu glauben muß weder mit wissenschaftlichen Arbeits- und Erklärungsweisen konkurrieren, noch muß Glauben beziehungslos neben wissenschaftlicher Anschauung der Welt praktiziert werden.

 

Glauben und Wissen

Wissenserwerb führt - entgegen vordergründigem Eindruck - ins Uferlose. Glaubenserwerb bringt Boden unter die Füße. Denn jedes wissenschaftlich erworbene Wissen wirft neue Fragen auf. Tatsächlich wächst mit dem Wissen unser Unwissen. -- Während mein Wissen also nur relativ zunehmen kann, werden meine Glaubenszweifel durch Glaubensgewißheiten reduziert, absolut.

 

Glauben und Wissen haben unterschiedliche Lebensfunktionen, die einander auf Dauer nicht ersetzen können.

In den Wissenschaften wird der subjektive Faktor minimiert und möglichst exakt erfaßt. Dagegen macht Glauben gerade die Subjektivität jedes/r Glaubenden aus. Und doch kann sich Glauben unmethodisch, wenn man so will, unwissenschaftlich, kaum mitteilen. Wissen und Glauben unterscheiden sich weithin in den jeweiligen Voraussetzungen und Betrachtungsweisen. Aber beide brauchen Kommunikation und Praxis, betreffen die Welt mit unserem Leben und sind ein Teil von uns, von jedem/r. Genau deshalb können sich beide auch ergänzen und bereichern.

 

Im Miteinander von Glauben und Wissen gibt es Beziehung, Unterschied und Widerspruch:

Die Beziehung ist durch mich, den/die im Glauben und Wissen Erkennende/n gegeben. Jede/r ist fähig zu glauben und wissenschaftliches Wissen zu erwerben. Beides soll intellektuell redlich geschehen.

Den Unterschied machen unterschiedliche Bezüge aus. Erkenntnis des Glaubens bezieht sich auf Gott, der uns übergeordnet ist. Erkenntnis des Wissens bezieht sich auf die Welt, die uns treuhänderisch untergeordnet ist.

Den Widerspruch verursacht mein oft verkehrtes Wesen. Aus vermeintlichem Wissen über Gott fertige ich Bilder - in welcher Form auch immer - um Gott verfügbar oder bedeutungslos zu machen. Glauben schenke ich dagegen vermeintlich sinnigen "Offenbarungen" des Seins. Widersprüche zwischen Geglaubtem und Gewußtem sind nicht größer als zwischen diesem und jenem Wissen, diesem und jenem Glauben.

 

Glauben und Wissen - kritisch bedacht - fördern Kenntnisse über mich, meine Nächsten, uns Menschen und die Welt, ebenso wie über Gott selbst. Korrektes Wissen um Gottes Schöpfung dient seiner Ehre und unserer Freude, wie es seiner Ehre und unserer Freude dient, der Bibel Glauben zu schenken - glaubend wissen, wissend glauben. Daran sollte festgehalten werden, bis man eines Besseren und etwas Glaubhafteren belehrt wurde.

 

 

 

Die Bibel - eine zuverlässige Quelle

Carsten Peter Thiede

 

 Die Bibel, die Heilige Schrift - ganz kurz gefaßt 

 

  Die Güte bricht sich Bahn

Paul Ricoeur

 

  Religion – eine Infektionskrankheit ? 

Michael Weinrich

 

  You are who you are for a reason

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Stand: 19. Februar 2020

 

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